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Was für mich Freundschaft bedeutet

Als ich von Raoul Kroehl und der Stiftung Handschrift gefragt wurde, ob ich einen kurzen Gastbeitrag für dieses Buch zum Thema Freundschaft schreiben möchte, habe ich wieder gerne und spontan zugesagt.

Die eingesendeten Briefe der Schülerinnen und Schüler, die ich vorab lesen durfte, haben mich sehr bewegt und angeregt, darüber nachzudenken, welche Bedeutung Freundschaft für mich persönlich hat. Freundschaften verändern sich im Laufe des Lebens – diese Erfahrung machen die meisten von uns. Einige gehen auseinander, ganz einfach, weil man unterschiedliche Lebenswege einschlägt. Andere wiederum wachsen mit, entwickeln sich weiter und bleiben über viele unterschiedliche Lebensphasen hinweg beständig.

Für mich bedeutet Freundschaft, dass man – egal, wie lange man sich nicht gesehen hat – zu jedem beliebigen Zeitpunkt so unbefangen miteinander lachen, herumblödeln und auch ernste Themen besprechen kann, als wäre der letzte Kontakt erst gestern gewesen.

So sehe ich einen guten Freund, den ich vor vielen Jahren während meines Studiums kennengelernt habe, nur noch maximal einmal im Jahr. Er lebt in München, hat noch recht kleine Kinder, ich bin im Ruhrgebiet zu Hause und mittlerweile schon Opa. An besonderen Tagen telefonieren wir oder treffen uns ab und zu im Stadion, um in München oder Gelsenkirchen mit Schalke 04 und Bayern München zwei unterschiedliche Vereine anzufeuern. (Ja, auch das ist wahre Freundschaft, gemeinsam guten Fußball zu feiern, obwohl man selbst die Lieblingsmannschaft des anderen nicht ausstehen kann.)

Hat man in der Schule noch einer großen Clique von (in meinem Fall) sportbegeisterten Jungen angehört, lernt man mit den Jahren auch, dass bei Freundschaften die Qualität zählt, nicht die Quantität. Ich denke, ich spreche für viele Erwachsene, wenn ich sage, dass wir wirklich gute Freundinnen und Freunde an einer Hand abzählen können. Und das ist absolut nichts Negatives.

Häufig wird die eigene Familie zum Lebensmittelpunkt – man geht Partnerschaften ein, bekommt Kinder. Da bleibt natürlich viel weniger Zeit, um Freundschaften zu pflegen. Umso schöner ist es, dass man sich auf diese Handvoll Freundinnen und Freunde, die einem bleiben, wirklich jederzeit verlassen kann. Man kann sie nachts um drei Uhr anrufen und um Hilfe bitten, man selbst lässt sofort alles stehen und liegen, wenn man gebraucht wird. Und das ist es, was zählt.

Dr. Benedikt M. Rey
Geschäftsführer der BildungsChancen gGmbH – langjährige Förderin der Stiftung Handschrift

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