Warum Abenteuer wichtig sind
Abenteuer beginnen im Kopf. Sie entstehen aus Neugier, Sehnsucht und dem Wunsch nach Freiheit. Der Aufbruch ins Unbekannte, das Entdecken von Neuem, das Meistern von Herausforderungen. All das findet sich in den etwa 9.500 Briefen, die die Stiftung Handschrift auch in diesem Jahr wieder erreicht haben. Es sind reale „kleine“ Abenteuer wie das Übernachten im Freien oder „große“
Abenteuer wie die Reise in ein fernes Land, aber genauso erdachte, fantastische Abenteuer mit Fabelwesen und bösen Geistern, die die Kinder und Jugendlichen in ihren Briefen beschreiben. Zwischen den Zeilen tauchen Zauberer, Trolle, Hobbits und Drachen auf, im Dschungel lauern nachts unheimliche Raubtiere und auf dem Meer treiben Piraten ihr Unwesen. Moderne Robinson Crusoes warten auf einsamen Inseln auf Rettung und sagenhafte Goldschätze werden gesucht. Das zeigt, dass viele Inspirationen für Abenteuergeschichten nicht nur aus Filmen, sondern sehr oft auch aus der Literatur kommen.
Gemeinsam ist den jungen Autorinnen und Autoren, dass sie sich in ihrem Alter langsam von Kindern zu Jugendlichen entwickeln, die nach und nach selbstständiger werden. Gerade hier haben Abenteuer eine wichtige Funktion: Sie stärken das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, fördern die soziale Kompetenz und fordern eigenständige kreative Lösungen. Und vielleicht erleben die Kinder und Jugendlichen sogar mit anderen ein Abenteuer, das sie ein Leben lang verbindet und prägt.

Raoul Kroehl
Geschäftsführer der Stiftung Handschrift
Wenn Kinder in dieser Lebensphase von ihren Eltern und in der Schule angeleitet werden, die richtige Balance zwischen Herausforderung und Bewältigung zu finden, und ermutigt werden, sich selbst in Abenteuer zu begeben und Erfahrungen zu sammeln, können sie zu selbstbewussten und interessierten Jugendlichen heranwachsen.
Doch die in Briefen handschriftlich dokumentierten Abenteuer werden durch Computerspiele und Streaming-Angebote bedroht. Abenteuer werden auf dem Sofa oder im Gaming-Chair konsumiert, anstatt sie am eigenen Leib zu erfahren. Echte Erlebnisse und Sinneswahrnehmungen werden durch Bildschirme oder Virtual-Reality-Brillen ersetzt. Es fehlen tatsächliche Konsequenzen von Entscheidungen und authentische soziale Interaktionen wirklicher Abenteuer. Verminderte Eigeninitiative und Problemlösungskompetenz sowie eine geringere Frustrationstoleranz und Ausdauer können die Folgen für Heranwachsende sein.
Es liegt an uns allen, Kinder und Jugendliche zu inspirieren, nach Abenteuern zu suchen, ob in der Fantasie oder im wahren Leben. Seien Sie neugierig, schaffen Sie Freiräume – seien Sie selbst Abenteurerin oder Abenteurer: Die Briefe in diesem Buch zeigen Ihnen den Weg.
Raoul Kroehl
Geschäftsführer der Stiftung Handschrift