Mutige Kinder als Grundlage der Gesellschaft
Es ist leicht, wegzuschauen. Es ist einfach, zu schweigen. Aber was macht es mit einem selbst und anderen, wenn wir nicht handeln, nicht unsere Meinung vertreten, füreinander einstehen?
Die Briefe in diesem Buch dokumentieren, wie engagiert Kinder und Jugendliche füreinander eintreten, wie sie Gerechtigkeit verstehen, wie sie klar zwischen Zivilcourage und sinnlosem Risiko unterscheiden. Kritik beispielsweise an Personen, die im Bus keine Maske tragen, ist immer getragen vom sozialen Kontext: Es ist wichtig, einander zu schützen – nicht andere zu maßregeln. Dieser Impuls der gegenseitigen Unterstützung, des Nicht-allein-Seins, zieht sich durch die Briefe.
Wann sind wir Erwachsenen mutig gewesen, wann sind wir das letzte Mal aus der Uniformität herausgetreten, haben Farbe bekannt? Die Kinder und Jugendlichen geben uns hier Beispiele, an denen wir uns messen lassen sollten. Wir Erwachsenen müssen im täglichen Handeln Vorbilder für die Kinder und Jugendlichen sein. Fragen nach Identität, Gruppenzugehörigkeit und Toleranz werden sichtbar und indirekt Antworten eingefordert. Nur wer gelernt hat, als junger Mensch Verantwortung in den eigenen „kleinen“ Systemen zu übernehmen, wird auch als Erwachsener Verantwortung für die Gesellschaft mittragen können. Die Schule muss hier die Werte dazu vermitteln. Dazu gehört auch, dass Mut – im richtigen Sinne verstanden – den Stellenwert und die Anerkennung bekommt, den er verdient. Denn in Situationen des Unrechts, der Gewalt und des Rassismus ist Reden nicht Silber, es ist das Gold des sozialen Zusammenlebens.

Raoul Kroehl
Geschäftsführer der Stiftung Handschrift
Sich einem Wettbewerb zu stellen, einen persönlichen Brief zu schreiben – dazu gehört Mut. Und es gehören Lehrerinnen und Lehrer dazu, die es trotz aller Schwierigkeiten der durch Covid-19 verursachten Situation geschafft haben, 7.500 Schülerinnen und Schüler zu motivieren, uns zu schreiben.
Es ist bemerkenswert, wie offen in den Briefen über Probleme im Alltag, über Konflikte und Nöte geschrieben wird. Einige hadern mit sich selbst, warum sie nicht mutiger sind, andere sprechen sich gegenseitig Mut zu und bauen sich gegenseitig auf. Manche adressieren das Corona-Virus selbst, andere benennen zeitgenössische Vorbilder. Oft kommt aber leider auch das Thema „Mobbing“ vor, es werden persönliche, negative Erlebnisse geschildert. Dies zeigt, wie wichtig das Schreiben für die Aufarbeitung seelischer Konflikte ist, das Schriftliche wird zum Spiegel der Seele.
Der Dank der Stiftung gilt insbesondere unseren Förderern und Sponsoren, ohne deren Unterstützung unsere Initiative nicht möglich wäre. Bildung, zu der auch die Beherrschung der Sprache und eine flüssige und lesbare Handschrift gehören, ist Voraussetzung für eine berufliche und soziale Integration junger Menschen. Wir freuen uns, dass wir Unterstützerinnen und Unterstützer an unserer Seite haben, die uns helfen, dieses Ziel zu verfolgen.
Raoul Kroehl
Geschäftsführer der Stiftung Handschrift